Warum Flexi-Leinen keine Leinen sind
und warum sie dazu gefährlich werden können
Wenn wir in der Mittagspause Gassi gehen, begegnen wir ihnen überall: große und kleine Hunde – ob Chihuahua oder Labrador – an bunten, ausfahrbaren Flexi-Leinen. Und natürlich hängen sie fast immer am Halsband...
Verantwortungsvolle Hundemenschen können da nur den Kopf schütteln – denn bei aller Bequemlichkeit sind Flexi-Leinen in Wahrheit keine richtigen Leinen, sondern ein unterschätztes Risiko.
Wir selbst nutzen unsere Flexileine übrigens ausschließlich während der Läufigkeit – und auch nur für kleine, entspannte Gassirunden, für ausgedehnte Spaziergänge in der heißen Phase nutzen wir unsere Schleppleine oder eine echte Leine. Aber was genau ist eine "echte" Leine laut Gesetz. Was sind die (vermeidlichen) Vorteile von Flexileinen? Warum sind Flexi-Leinen sogar gefährlich? Und wie nutze ich eine Flexileine richtig?
Lies gerne weiter – dieser Artikel wird dir (und deinem Hund) womöglich den Hals retten.
Flexi-Leine – was ist das überhaupt?
Flexi-Leinen (auch "Rollleinen") bestehen aus einem Kunststoffgriff, aus dem sich ein dünnes Seil oder Band auf Knopfdruck verlängern oder blockieren lässt. Sie versprechen Freiheit für den Hund und Komfort für den Halter. Soweit die Theorie.
In der Praxis sieht das oft ganz anders aus: Flexi-Leinen werden ungebremst rausgerattert, Hunde rennen in andere Richtungen, wickeln sich um Straßenlaternen – oder andere Hundehalter. Und wenn’s richtig schiefgeht, knallt es. Wortwörtlich.
Was ist eigentlich eine Hundeleine – rechtlich gesehen?
Die deutsche Gesetzgebung hat hier eine ziemlich klare Vorstellung: Eine Leine darf laut Vorschrift maximal 2,00–2,50 Meter lang sein, um als solche zu gelten. Das ist nicht nur eine Empfehlung, sondern hat auch praktische Auswirkungen – zum Beispiel bei der Leinenpflicht in Innenstädten, öffentlichen Verkehrsmitteln oder in bestimmten Brut- und Setzzeiten.
Eine Flexileine, die bis zu 8 Meter ausfahrbar ist, fällt also nicht unter die gesetzliche Definition einer Leine. Bedeutet im Klartext: Wenn dein Hund mit ausgefahrener Flexi über den Bürgersteig schnüffelt, während du 6 Meter hinter schleichst, bist du nicht gesetzlich abgesichert.
Die Vor- & Nachteile von Flexi-Leinen
Vorteile
- Einfache Handhabung: bequem & komfortabel für Hundehalter*in
- Mehr Bewegungsfreiheit für den Hund
- Kein lästiges Umgreifen oder Nachfassen
- wird nicht so schnell schmutzig
- Praktisch für langsame Gassirunden oder schnüffelfreudige Senioren
Nachteile
- Todesfalle am Halsband: wenn der Hund mit Schwung ins Ende der Leine rennt, wirken Kräfte wie beim Schleudersitz (Folgen: schweren Kehlkopfquetschungen, Wirbelsäulenverletzungen oder Tod des Hundes)
- Hund ist nicht richtig gesichert (Hundehalter*in hat keine Kontrolle vor allem in kritischen Momenten)
- Verletzungsgefahr der Halter*innen: die dünnen Seile schneiden Haut wie Butter – tiefen Schnittverletzungen und Verbrennungen sind keine Seltenheit
- Flexi-Leinen verfälschen jede Leinenführigkeit, der Hund verlernt oder lernt garkeine Leinenführigkeit
Flexileinen aus Hundetrainersicht
Als Trainerin zucke ich innerlich zusammen, wenn ich einen Hund an der Flexileine sehe – besonders dann, wenn sie am Halsband befestigt ist! Weil diese falsche Handhabung einfach so viele unterschätze Gefahren mit sich bringt.
Am Hundeplatz haben Flexileinen sowieso granichts zu suchen! Denn: Kein sinnvolles Training kann stattfinden, solange der Hund unkontrolliert Raum bekommt, ohne dass der Mensch diese Bewegung mitführt oder lenkt.
Was noch schlimmer ist: Viele Hunde entwickeln unkontrolliertes Jagdverhalten oder eine gestörte Impulskontrolle, weil sie ständig "ausfahren" können. Eine Flexileine suggeriert Freiheit, gibt sie aber nicht strukturiert. Das ist, als würdest du einem Kind eine Tür zu einem Süßigkeitenladen aufmachen – und dann im falschen Moment den Ausgang verriegeln.
Wann (und wie) kann man eine Flexi-Leine sinnvoll nutzen?
Wie gesagt: Wir nutzen sie ausschließlich für kleine Pipirunden, wenn unsere Hope läufig ist, da sie in der Zeit kein Interesse am rennen und herumtoben hat. Ein weiterer sinnvoller Einsatzbereich kann bei älteren Hunden oder Blinden sehr gemächlichen Vierbeinern sein, die ohnehin nicht mehr abrupt losrennen, sondern sich eher trödelnd und ruhig fortbewegen. Für sie bietet die Flexi-Leine eine gewisse Bewegungsfreiheit, ohne dass sie ständig „mitgeschleppt“ werden oder der Mensch dauernd Leine nachgeben muss. Dennoch gilt auch hier: Nur am Geschirr und mit Umsicht!
Bei der Nutzung von Flexi-Leinen gilt:
- Immer am gut sitzenden Geschirr, nie am Halsband befestigen
- Niemals Radfahren an der Flexi
-
Nur in übersichtlichem Gelände ohne andere Hunde oder Radfahrer
- Nicht zur Brut- & Setzzeit
- Nicht im Wald oder an Feldern (bevor diese gemäht wurden) -> lässt unerwünschtes Jagdverhalten zu
- Nicht an Kinderspielplätzen oder im Straßenverkehr
-
Und nur mit voller Aufmerksamkeit – kein Handy, keine Ablenkung
Die Schleppleine: sinnvolle Alternative zur Flexileine
Eine sinnvolle und vor allem sicherere Alternative zur Flexi-Leine ist die Schleppleine – vorausgesetzt, sie wird korrekt angewendet, also immer am Geschirr befestigt. Anders als die Flexi-Leine gibt eine Schleppleine dem Hund kontrollierte Freiheit, ohne dass dabei gefährliche Rückzugsmechanismen oder plötzliche Zugkräfte wirken. Sie eignet sich hervorragend für das Rückruftraining, kontrolliertes Freilauf-Training und Spaziergänge in offenen Arealen.
Der große Vorteil: Die Länge der Schleppleine (meist zwischen 5 und 15 Metern) ist bei richtiger Nutzung konstant und spürbar, was dem Hund klare Grenzen vermittelt und dem Menschen die Möglichkeit gibt, rechtzeitig und gezielt einzugreifen. Im Gegensatz zur Flexi-Leine gibt es kein ständiges Zuggeräusch, keine Spannung im Seil – sondern eine bewusste Verbindung zwischen Hund und Mensch, bei der der Mensch die Führung behält.
Fazit: Flexi-Leinen sind keine Leinen – sondern Werkzeuge, die (falsch benutzt) wirklich gefährlich sind
Flexi-Leinen können in Ausnahmefällen nützlich sein, ja. Aber sie sind kein Ersatz für echte Leinen, kein Trainingswerkzeug, und schon gar kein Spielzeug. Vor allem gehören sie niemals an ein Halsband!
Wer verantwortungsvoll mit seinem Hund umgehen möchte, sollte Flexi-Leinen kritisch hinterfragen – und sich im Zweifel für eine gute 2,5-Meter-Leine aus Gurtband oder Leder entscheiden. Für alles andere gibt es Schleppleinen – am Geschirr!
Hast du auch Erfahrungen mit Flexi-Leinen gemacht – Gute oder Schlechte? - Teile sie mit uns in den Kommentaren! 🐾
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